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80 Jahre Ende des 2. Weltkrieges

Pressemeldung

Vor nunmehr 80 Jahren – am 8. Mai 1945 – ging der Zweite Weltkrieg in Europa und mit ihm die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten zu Ende. Spätestens seit 1985 und der Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizäcker wird der 8. Mai in Deutschland als Tag der Befreiung gewürdigt und gefeiert. Zuvor war der 8. Mai viele Jahre von Deutschen als Tag der Niederlage wahrgenommen worden.

Im nunmehr vierten Jahr des größten europäischen Krieges seit 1945 – Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine – gilt 1945 im historischen Bewusstsein aller europäischen Gesellschaften als tiefe historische Zäsur, allerdings trotz intensiver historischer Forschungen teilweise völlig unterschiedlich interpretiert. 

Der 8. Mai bietet für uns Deutsche und Europäer keinen Grund zum Feiern, wohl aber einen „Tag der Befreiung“ von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Zu Recht entließ Weizäcker die Deutschen nicht aus ihrer individuellen Verantwortung für das, was vorher geschehen war. 

Daher müssen wir uns immer wieder aufs Neue eine aktive Kultur der Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten bewusst machen. Uns muss es stärker als je darum gehen, zu verstehen, wie es zur Naziherrschaft kommen konnte, um es niemals wieder soweit kommen zu lassen. 

Die Bilanz des Zweiten Weltkrieges ist erschütternd: Über 60 Millionen Menschen starben, mehr als 6 Millionen europäische Jüdinnen und Juden wurden ermordet. Hunderttausende Sinti und Roma, politisch und weltanschaulich Andersdenkende, Menschen mit Behinderungen oder Krankheit, Homosexuelle und andere Minderheiten wurden verfolgt und getötet. 17 Millionen Menschen waren verschollen, weite Teile Europas zerstört. Der Holocaust, die systematische Vernichtung von Jüdinnen und Juden sowie weiterer Bevölkerungsgruppen, war unter den Bedingungen dieser barbarischen Gewaltherrschaft vollstreckt worden.

Daher muss der 8. Mai für uns vor allem ein Tag der Erinnerung an das, was Menschen erleiden mussten, zu betrachten sein; ein Tag des Nachdenkens über den Gang unserer Geschichte. Je ehrlicher wir ihn begehen, desto freier sind wir, uns seinen Folgen verantwortlich zu stellen.

Sind wir uns daher dessen bewusst, was die 103-jährige Überlebende des Holocaust, Frau Margot Friedländer, immer wieder betont: „Schaut nicht auf das was Euch trennt. Schaut auf das was Euch verbindet. Wir sind alle gleich. Seid Menschen, seid vernünftig“. 

Joachim Heinrich
Mitglied des Geschäftsführenden Landesvorstandes
Vorsitzender des Sozialpolitischen Ausschusses